Pferdefütterung Teil 1 - Grundlagen

Manchmal kommt es auf die richtigen Fragen an

Kaum ein Thema ist so heiß umstritten, wie die Fütterung unserer Pferde. Oft werden die einzelnen Konzepte mit religiösem Eifer verteidigt und so dargestellt, als ob eine Abweichung davon den sofortigen Tod, oder zumindest den nächsten Reheschub nach sich ziehen würde. Anstatt noch mehr Antworten zu liefern, beschäftigen wir uns hier mit den Fragen, die auf den ersten Blick banal erscheinen mögen, und die doch so wichtig sind:

  • Was habe ich für ein Pferd?
  • Was will ich für und von meinem Pferd?
  • Wie viel Verantwortung bin ich bereit zu übernehmen?

Was habe ich für ein Pferd?

Ein Pferd ist immer mehr als das, was im Pass beschrieben ist. Es ist die Summe seiner Vergangenheit, und damit ist nicht nur der Stammbaum gemeint, sondern auch der seit über Generationen angepasste Bedarf an das, was die Natur regionsabhängig zu bieten hat. Ob ein Pferd aus einer kargen Wüstenregion stammt oder aus einem jodhaltigen Küstengebiet, spielt gerade bei den "Importpferden" eine große Rolle.

Pferde in ihrer natürlichen Umgebung können sehr wohl ohne uns Menschen überleben. Erst wenn wir den Lebensraum zerstören oder die Pferde an andere Orte bringen, kann es zu Mangel- oder Überversorgung, eben zu einer Fehlernährung kommen.

Klima, wechselnde Jahreszeiten, Haltungsform, aber auch individuelle Faktoren wie Fellbeschaffenheit und Behang, Alter, erlittene Verletzungen, Stellung in der Herde und der eigentliche Konstitutionstyp des Pferdes bestimmen wesentlich die benötigte Nährstoffaufnahme.

Ein standardisierter Wert "Tagesbedarf eines Pferdes x Kilogramm Lebendgewicht" wird also in keiner Weise dem Tier gerecht. Der Bedarf ist individuell und ständiger Veränderung unterworfen. Das eine einzige Futter oder die perfekte Mineralisierung für alle Rassen, Lebenslagen und Jahreszeiten kann nicht funktionieren.

Was will ich für und von meinem Pferd?

Freizeitpartner, Sportchampion, Spielgefährte der Kinder; die Aufgaben, die das Pferd heutzutage erfüllen soll, sind vielfältig. Gleichzeitig wird der Lebensraum immer kleiner, und so werden die meisten Pferde auf viel zu kleinen Flächen mit "Monokultur-Gras" gehalten. Als Folge davon ist es darauf angewiesen, von uns nicht nur bewegt und ausgelastet, sondern auch mit den wichtigsten Nährstoffen versorgt zu werden.

Hier gilt es, nicht nur das Richtige, sondern auch die richtige Balance zwischen zu wenig und zu viel zu finden. Faktoren wie Stress, Langeweile, Futterneid aber auch Hochleistungen wie Turniere oder Distanzritte wirken sich sowohl auf das Fressverhalten als auch auf die Kondition aus. Für das Tier Pferd, welches normalerweise 18 Stunden pro Tag mit Nahrungsaufnahme verbringt, ist Fressen mehr als eine reine Kalorienaufnahme. Es schafft ein soziales Erlebnis, beruhigt, vertreibt Langeweile, bringt neue Sinneseindrücke und wärmt den Körper. Auch das sollte bei einer angepassten Fütterung berücksichtigt werden.

Wie viel Verantwortung bin ich bereit zu übernehmen?

Und damit ist nicht gemeint, wie viel Geld kann und will ich für mein Pferd ausgeben? Vielmehr geht es um die Bereitschaft, aber auch die benötigte Zeit, eine Fütterung, entsprechend den tatsächlichen Bedürfnissen des Pferdes, immer wieder zu variieren.

Gras, Kräuter, Samen, Früchte, Rinden, Wurzeln, Erde – die Natur hat die Antworten, sie hat die "Erfolgsgeschichte Pferd" seit mindestens 6.000.000 Jahren möglich gemacht. Und dabei hat jede Pflanze, jedes Mineral in den Pflanzen mehr zu bieten, als eine definierte Einheit von Kupfer, Zink oder Selen, nämlich sekundäre Pflanzenstoffe, Mikroorganismen, Enzyme, aber auch energetische Faktoren wie in der Pflanze gespeicherte "Mond- oder Sonnenenergie" geben die benötige Lebensenergie.

Da erscheint es anmaßend, diese Vielfalt durch ein paar künstliche Vitamine und synthetische Mineralien ersetzen zu wollen. Glauben Sie niemandem, der Ihnen sagt, er wisse genau, was und welche Mengen von irgendeinem Stoff ihr Pferd braucht. Was es wirklich braucht, weiß niemand außer Ihnen. Ihre Achtsamkeit, sowohl für Ihr Pferd, als auch für die Natur, gibt die Antworten. Sie kennen Ihr Tier am besten.

Unser Fachgebiet, also das von PerNaturam, ist die Natur. Lassen sie uns zusammen in einem ausführlichen Gespräch die richtigen Antworten finden.

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In der nächsten Folge: noch mehr Fragen

  • Woher stammen Bedarfswerte?
  • Organisch oder anorganisch?
  • Reicht Heu und was enthält es?

Zu Teil 2

Quellen:

Meyer/Coenen Pferdefütterung
wissen.sanoanimal.de
Engelhardt/Breves Physiologie der Haustiere

artgerecht-tier.de:
Wildpferde als Futterberater (Manfred Heßel)
Humus und Mist (Dr. Vanselow)
Die Ernährung der Pferde aus entwicklungsgeschichtlicher Sicht (K.-R. Töllner)