Igel – trotz Stacheln liebenswerte Freunde

Hätten Igel keine Stacheln, würde man sie sicher streicheln… Igel haben etwas Liebenswertes und wecken das Bedürfnis, ihnen zu helfe.

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Hätten Igel keine Stacheln, würden man sie sicher streicheln… Igel haben etwas Liebenswertes und wecken das Bedürfnis, ihnen zu helfen. Trotzdem sollte man nicht jeden Igel, den man jetzt noch sichtet, einfangen und über den Winter im Haus halten. Doch dazu später mehr. Schauen wir uns erstmal an, woher die „Heckenschweine“ stammen.

In Deutschland gibt es zwei Arten, wobei der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) am weitesten verbreitet ist. Der seltene Nördliche Weißbrustigel (Erinaceus roumanicus) kommt nur in wenigen Randgebieten Ostdeutschlands vor. Der Igel zählt zu den Insektenfressern, genauso wie Spitzmäuse und Maulwürfe. Ca. 8000 Stacheln, umgebildete Haare aus Keratin, bedecken seinen Rücken und seine Flanken. Bei Gefahr und fehlender Fluchtmöglichkeit rollt er sich zur Kugel zusammen – Gesicht, Beine und Bauch schützend – und stellt mithilfe kleiner Muskeln alle Stacheln auf. Seine natürlichen Feinde wie Uhu, Fuchs, Dachs – oder auch Hunde – überlegen sich vermutlich drei Mal, ob sie diesen Kugelhaufen angreifen. Jungigel sind in Gefahr, von Katzen getötet zu werden. Dramatischer ist, dass jährlich ca. eine halbe Million Igel im Straßenverkehr getötet werden!

Ursprünglich lebte der Igel in strukturierten Landschaften mit Waldrändern, Gehölzen, Hecken und Knicks mit dichtem Unterwuchs. Sein englischer Name ‚hedgehog‘ (Heckenschwein) ist bezeichnend für seinen Lebensraum. Sie sind dämmerungs- bzw. nachtaktive Bodenbewohner, typische Winterschläfer und Einzelgänger. Nur zur Paarungszeit (April bis August) kommen sie zusammen. Im Frühjahr/ Sommer schlafen sie tagsüber in ihrem Unterschlupf im Gebüsch oder hohem Gras, nachts gehen sie auf Nahrungssuche. Sie ernähren sich von Insekten, Schnecken, Regenwürmern, Kellerasseln, Ohrwürmern und Obst wie Äpfel, Birnen u.a.m.

Mit Einbruch der Kälte und fehlendem Nahrungsangebot im Spätherbst beginnen Igel ihren Winterschlaf, den sie erst im April beenden. Während dieser Zeit zehren sie von ihren angefressenen Fettreserven. Ihre Winterschlafnester sind wesentlich stabiler als ihre Sommerunterschlüpfe: Sie verkriechen sich unter Ästen, Wurzelwerk, Reisighaufen, in Holzstapeln, Trockenmauern, in Knicks oder Hecken und mit viel Laub zur Wärmeisolation.

Übertriebene Aufräumarbeiten in Parks und Gärten, meistens unter Einsatz von Elektrosensen und Rasenmähern zerstören die Nistmöglichkeiten der Igel, scheuchen sie auf oder verletzen bzw. töten sie. Laubsauger nehmen Igeln die spätere Nahrungsgrundlage (Insekten) im kompostierten Laub. Auch sind die ursprünglich natürlichen Lebensräume der Igel durch den Menschen zunehmend zerstört. Zerschneidung der Landschaften durch Straßenzüge isolieren Igelpopulationen, ihr genetischer Austausch wird begrenzt und das langfristige Überleben der Igel somit gefährdet. Monokulturen, Pestizide, Kunstdünger vernichten ihre natürlichen Nahrungsquellen. Fortschreitendes Insektensterben entzieht den Igeln jegliche Lebensgrundlage. In Bayern steht der Igel bereits auf der Vorwarnliste der Roten Liste, d.h. noch ist der Bestand nicht gefährdet, aber verschiedene Faktoren könnten eine Gefährdung in den nächsten 10 Jahren herbeiführen.

Es ist aber nicht hilfreich, jeden Igel, den man im Herbst sichtet, einzusammeln und den Winter durchzufüttern, eher schadet man ihm damit. Sie können bei einem ständigen Nahrungsangebot nicht in ihren naturgegebenen Winterschlaf fallen. Besser ist, sie als standorttreue Tiere in ihre alte Umgebung zurückzubringen. Kranke oder stark untergewichtige Igel sollten auf einer Igelstation gepflegt werden oder, falls notwendig, zunächst beim Tierarzt vorgestellt werden. Das Mindestgewicht für den Winterschlaf sollte bei 500 g liegen.

Die beste Igelhilfe ist ein igelfreundlicher, naturnaher Garten:

  • Hecken und Gehölze (einheimische Arten),
  • Laub- und Komposthaufen bieten Versteck- und Nistmöglichkeiten.
  • Einen Teil des Gartens/ der Wiese nur einmal im Jahr mähen. In dieser ‚unordentlichen‘ Ecke des Gartens Äste und Laub aufschichten
  • Gartenpflanzen im Herbst stehenlassen (Nistmöglichkeiten für Insekten).
  • Einen Durchgang zu anderen Gärten ermöglichen, denn in freier Natur haben Igelmännchen einen Aktionsradius von ca. 100 ha und Igelweibchen immerhin von 30 ha.
  • Verzicht auf Chemie im Garten und statt Kunstdünger natürliche Dünger einsetzen.
  • Wasserstellen einrichten

Um die kleinen Stacheltiere zu verwöhnen, kann man ihnen Igelhäuser (Fachhandel oder selber bauen) als Niststätten und für den Winterschlaf anbieten.

So wird man als Gartenbesitzer viel Freude haben am ‚Zusammenleben‘ mit einem artgerecht gehaltenen, gesunden Igel und seinem eigenen Engagement für den Igelschutz. Der Igel dankt es uns mit seinem unermüdlichen Einsatz gegen Schnecken, Raupen und Wühlmäusen im Garten.