Meine Katze ist linkshändig, aber mein Kater ist rechtshändig. Wer würde einem Katzenhalter diesen Unsinn glauben?
Unter den Menschen ist es – mittlerweile - selbstverständlich, dass es in unserer Rechtshänderwelt auch Linkshänder gibt. Die bekanntlich früher häufig ‚auf rechts umerzogen‘ wurden.
Kein klar denkender Tierhalter käme auf solche Ideen bei seinem Tier. Aber gibt es überhaupt unter Tieren Links- und Rechtshänder?
Händigkeit ist im Tierreich tatsächlich weit verbreitet: Elefanten drehen ihren Rüssel bevorzugt zu einer Seite ein. Krähen auf einer Inselgruppe nahe der australischen Küste sind Rechtsbeißer. Sie führen ein Blatt mit dem Fuß rechts an den Schnabel und knabbern sich daraus passende Werkzeuge für den Insektenfang. Viele Papageienarten sind wiederum Linksfüßer. Der rechte Fuß ist Standbein, der linke wird für das Ergreifen von Nahrung und zum Klettern benutzt. Auch bei Hunden und Pferden sprechen wir von Händigkeit. Und bei Katzen offenbar auch. Vielleicht sogar von einer geschlechtsspezifischen Händigkeit?
Dieser Frage ging eine Forschergruppe um Louise McDowell von der Queen’s University in Belfast nach. Das Team untersuchte 44 sterilisierte Hauskatzen beiderlei Geschlechts auf deren bevorzugten Einsatz ihrer Pfote bei anspruchsvollen Aufgaben. Denn Händigkeit tritt umso stärker zu Tage, je komplizierter bzw. komplexer die zu bewältigende Aufgabe ist. Ein auch für den Menschen geltendes Grundprinzip.
Und auch beim Schlafen wurden die Katzen beobachtet, um herauszufinden, ob sie eine Lieblingsseite haben, auf der sie bevorzugt liegen. Die Tierhalter dokumentierten das Verhalten der Katze über 3 Monate in ihrem häuslichen Umfeld zu folgenden Fragen:
Mit welcher Pfote langten die Katzen spontan nach Futter?
Mit welcher favorisierten Pfote stieg das Tier eine Treppe hinab?
Welche Pfote wurde bevorzugt benutzt beim Klettern ins Katzenklo?
Auf welcher Seite schlief die Katze lieber?
Das Ergebnis dieses Versuchs: Bei diesen komplexen Tätigkeiten (ausgenommen Schlafen) benutzten Kater bevorzugt ihre rechte Pfote, das weibliche Pendant erwies sich hierbei als Linkshänder. Beim Schlafen hingegen war die Seite den Tieren völlig egal, sie besaßen offenbar keine Lieblingsseite.
Aufgrund der sehr geringen Anzahl Versuchstiere kann allerdings nicht von einer statistischen Signifikanz ausgegangen werden (nur knapp 5%), so dass Vorsicht geboten ist bei verallgemeinernden Schlussfolgerungen wie ‚Kater sind immer Rechtshänder‘.
Dennoch sei zumindest eine Tendenz zur Händigkeit bei Hauskatzen zu erkennen, so das Forscherteam. Insbesondere die Bewältigung spezifischer und spontaner Handlungsanforderungen brachte dieses Ergebnis deutlich zum Vorschein.
Vielleicht schaut jetzt der ein oder andere Tierhalter seiner Katze genauer auf die Pfoten?