Der Fellwechsel unserer Pferde ist regelmäßig eine ‚haarige‘ Angelegenheit – für alle Beteiligten. Tägliches Bürsten ist in dieser Zeit ein Muss. Pferde fordern in dieser Umstellungszeit einiges von ihren Pflegern.
Je nach Haltungsbedingungen, Rassezugehörigkeit und Alter bilden Pferde für die kalte Jahreszeit unterschiedlich langes Fell aus: Ponys z. B. haben längeres Fell als Vollblüter oder Warmblüter und robust gehaltene Pferde (Offenstall) brauchen natürlich dichteres Fell, um sich vor Nässe und Kälte zu schützen. Ihr Winterfell ist dementsprechend stärker ausgebildet als das Winterfell von Boxenpferden. Alte Pferde haben häufig längeres, jedoch nicht dichteres Fell als ihre jüngeren Artgenossen.
Bei Schnee und Eiseskälte werfen viele Pferde ihre ersten Winterhaare schon im Januar ab. Man könnte annehmen, dass die Pferde mit ihrer feinen Wahrnehmung das herannahende Frühjahr bereits weit vor uns spüren und sich schon früh darauf einstellen.
Dies ist ein Irrglaube. Denn der eigentliche Auslöser für den Fellwechsel ist die Tageslichtlänge, die nach der Sommer- und Wintersonnenwende entweder wieder länger oder kürzer wird.
Die zunehmende oder abnehmende Tageslichtlänge steuert über die Zirbeldrüse (eine kleine Drüse im Zwischenhirn) den Fellwechsel, aber auch den Schlaf-Wach-Rhythmus.
Trotz dieser allgemeingültigen Feststellung spielt offenbar auch die Außentemperatur eine wesentliche Rolle im Fellwechsel. Dies zeigten Untersuchungen an Ponys und Großpferden bei der Bildung des Winterfells. Die Tiere in Kaltställen bildeten längere Haare aus als ihre Artgenossen in wärmeren Ställen. Und: Der Fellwechsel bei niedrigeren Temperaturen wurde um fast einen Monat beschleunigt!
Haut und Haare sind komplexe Organe bzw. Strukturen. Die Voraussetzung für eine intakte Haut – und damit für ein gesundes Haarkleid der Tiere – ist die Versorgung mit ausreichend Nährstoffen und Vitalstoffen. Während des Fellwechsels arbeitet der Stoffwechsel deutlich hochtouriger als zu ‚normalen‘ Zeiten. Der Fellwechsel kostet Kraft und Energie und es werden wertvolle Nährstoffe benötigt! Haare bestehen hauptsächlich aus Keratin (Eiweißen), deren Fasern über Schwefelbrücken der Aminosäure L-Cystein zusammengehalten und quervernetzt werden. Die äußere Schuppenschicht des Haares (Cuticula) besteht aus Lipiden (Fetten, Fettsäuren u. a.). Diese machen Haare wasserabstoßend und gewähren Feuchtigkeitsschutz. Für die Haarproduktion benötigt der Körper daher vor allem Eiweiße in Form Schwefel- haltiger Aminosäuren (Methionin, aus dem dann Cystein gebildet wird), ungesättigte Fettsäuren, Vitamin A, E, Biotin und eine große Anzahl an Spurenelementen.
Für einen reibungslos ablaufenden Fellwechsel ist nicht allein die gesunde Haut – als Produktionsstätte des Haares – entscheidend. Auch ein intakter Darm ist wichtig. Denn die Nährstoffe und Vitalstoffe müssen ausreichend aufgenommen und resorbiert werden können. Für gesunde Pferde ist der Fellwechsel kein Problem. Allerdings ist es eine anstrengendere Zeit, und die Pferde können auch mal müder oder schlapper sein. Ältere Pferde und kranke Pferde stecken diese kräftezehrende Belastung häufig schlecht weg. Sie brauchen längere Zeit, besonders im Frühjahr, um ihr Winterfell abzuwerfen. Sie verlieren unter Umständen an Gewicht oder haben ein geschwächtes Immunsystem. Empfehlenswert sind hochwertige Eiweiße und Fette durch leicht geschrotete Saaten von Hanf, Sonnenblumenkernen, Schwarzkümmel, Leinsaat u. a. Auch ein wenig Hanföl liefert wertvolle Fettsäuren, qualitativ gute Bierhefe enthält hochwertiges Eiweiß, viele Vitamine und Mineralstoffe. Ebenso Hagebuttenschalen, die neben Vitamin C viele weitere Vitamine und auch ungesättigte Fettsäuren enthalten. Biotin zusammen mit der schwefelhaltigen Basis-Aminosäure Methionin ist eine ausgezeichnete Kombination zur Unterstützung der Haarbildung – und natürlich auch der Haut und der Hufqualität.
Alles spricht also für eine frühzeitige Unterstützung des Tieres mit entsprechenden Nährstoffen, denn der Fellwechsel ist eine Ausnahmezeit, die Mehrleistung vom Pferd erfordert.