Pferd ist nicht gleich Pferd und so haben die südlichen Typen wie Vollblutaraber mit diesen Temperaturen weniger Probleme als die nordischen Rassen wie Islandpferde. Auch die Fellfarbe spielt eine Rolle und geschwächte oder ältere Tiere bekommen schneller Kreislaufprobleme als gesunde, erwachsene Pferde. Trotzdem gibt es drei große Gefahren für alle: Dehydration, Elektrolytverlust und Hitzschlag.
Pferde schwitzen, um sich abzukühlen. Dabei können Sie in extremen Fällen bis zu 40 Liter Schweiß pro Stunde produzieren. Sind Hals und Flanken komplett nass und hat sich eine dunkle Falte über den Augen gebildet, so liegt die Schweißproduktion schon bei ca. 10 Litern. Verliert ein Pferd mehr als 10 % seines Körpergewichtes an Schweiß und kann das nicht durch trinken wieder ausgleichen, kommt es zur Dehydration. Das Blut dickt ein und wichtige Organe werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Ein Flüssigkeitsmangel kann auch am Hautfaltentest zu erkennen sein: Eine an der Schulter angehobene Hautfalte muss sich sofort, aber auf jeden Fall unter zwei Sekunden wieder glätten. Länger darf auch die Kapillarfüllzeit nicht sein. Das ist die Zeit, die das Blut braucht, um nach einer Unterbrechung der Durchblutung wieder in die kleinen Blutgefäße, den sogenannten Kapillaren, zurück zu fließen. Drückt man kurz aber kräftig mit dem Daumen auf das Zahnfleisch oberhalb der Schneidezähne wird es blass, nach 1-2 Sekunden sollte es wieder die normale rosa Farbe haben.
Ausreichend Wasser muss immer zur Verfügung stehen; das bedeutet für ein erwachsenes Pferd bis zu 100 Liter Wasser an einem Tag. Wasser alleine reicht aber nicht. Denn für die Flüssigkeitsverteilung im Körper wichtig sind sogenannte Elektrolyte. Dabei handelt es sich um Mineralstoffe, die in Blut aufgelöst elektrische Ladung leiten können. Zu den positiv geladenen gehören Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium und zu den negativ geladenen Chlorid, Bikarbonat und Phosphat. Bei starkem Schwitzen werden Elektrolyte mit ausgeschwemmt und müssen wieder ersetzt werden. Deswegen sollte immer auch ein Salzleckstein zur Verfügung stehen.
Trotz ausreichend Wasser und Elektrolyte besteht aber bei feucht-heißem Wetter die Gefahr eines Hitzschlags. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit kann der Schweiß nicht ausreichend verdunsten. Der Abkühlungseffekt ist dann schnell nicht mehr ausreichend und es kommt zu einer akuten Wärmestauung. Die Normaltemperatur eines Pferdes liegt zwischen 37,5 und 38,2 Grad. Bei einer Überhitzung sackt der Blutdruck ab, es kann zu Koliken, Nierenversagen oder einem Zusammenbrechen des Kreislaufs kommen. Die normale Atmung des Pferdes liegt im Ruhezustand bei 10 bis 20 Atemzügen pro Minute. Eine Überhitzung kann auch an einer beschleunigten Atmung, vor allem mit erweiterten Nüstern, zu erkennen sein. Das Pferd wirkt zunehmend apathisch, kann taumeln, stolpern und sich später auch festliegen.
Wer seinem Pferd keinen ausreichenden Schattenplatz zur Verfügung stellen kann, sollte auf die Nacht- bzw. frühen Morgenstunden mit dem Weidegang ausweichen. Neben ausreichend Wasser und Schatten können auch zur Stärkung des Herz/Kreislaufes und damit einer verbesserten Sauerstoffversorgung, Pflanzen wie Weißdorn, Ginkgo oder auch Rosmarin eingesetzt werden. Und ein kleiner gemeinsamer Spaziergang kann den Ausritt ersetzten. Oder sie holen sich einfach ein Eis und setzten sich neben ihr Pferd in den Schatten. So lassen sich die heißen Temperaturen gut überstehen.