Alt oder krank?

Was ist altersbedingt und was sind Anzeichen einer Erkrankung?

„Willy ist jetzt alt, da schläft er oft schlechter.“ Willy, das ist ein 13-jähriger Rhodesien Ridgeback und sein nächtliches Umherlaufen hat seine Besitzerin auf das zunehmende Alter geschoben. Damit ist sie nicht die Einzige. Doch was ist altersbedingt und was sind Anzeichen einer Erkrankung?

Generell gilt: alles, was schleichend schlechter wird, kann tatsächlich mit dem Alter zusammenhängen. Veränderungen, die aber schnell auftreten sprechen für Erkrankungen. Altersbedingtes Nachlassen von Seh- und Hörvermögen sind langsame Prozesse, die uns oft erst spät auffallen. Die Augen sind aber auch der Spiegel der Leber; wir alle kennen den Zusammenhang zwischen gelben Augen und Lebererkrankungen. Bei tränenden und schlechter werden Augen also immer auch an dieses Organ denken. So wie die Augen mit der Leber zusammen hängen, so hängen, nach der asiatischen Medizin, auch die Ohren mit den Nieren zusammen. Eine Überlastung der Nieren kann zu chronischen Ohrproblemen führen. Dunkles Cerumen und Juckreiz stehen oft erst am Ende einer langen Kette und lassen sich mit äußerlicher Behandlung lediglich kurzfristig verbessern. Die eigentliche Therapie muss dann die Nieren mit einbeziehen, zumal die Nierenzellen, anders als bei der Leber, sich nicht regenerieren können. Im Blutbild ist Harnstoff zwar ein Nierenwert, aber er ist fütterungsabhängig und von daher nicht besonders aussagekräftig. Der Kreatinin-Wert steigt erst dann an, wenn ca. schon 2/3 der Nierenzellen funktionsunfähig sind. Der SDMA (Symmetrisches Dimethylarginin) gilt als Früherkennungswert der Nieren, spricht aber praktisch oft noch später an als der Kreatinin-Wert. Hier ist UPC, der Eiweiß-Kreatinin-Quotient aus dem Urin, als Frühmarker zu empfehlen.

Übermäßiges Hecheln oder auch Husten kann auf eine Herzschwäche hinweisen, die gerade bei älteren Hunden öfter auftritt. Wenn das Hecheln aber auch im Ruhezustand vorkommt, kann es ein Anzeichen für Schmerzen sein. Eine flache und schnelle Bauchatmung ist ebenfalls ein Schmerzsymptom. Hecheln im Ruhezustand kann auch das Symptom einer Fehlfunktion der Schilddrüse sein.

Wenn der Hund immer schlechter hochkommt und sich nur langsam einläuft oder sogar sichtbare Probleme beim Laufen hat, dann kann das durch den Verschleiß der Bandscheiben und Gelenke bedingt sein. Hier helfen oft pflanzliche Mittel oder auch die Grünlippmuschel zur Unterstützung. Sollte er aber von heute auf morgen schlechter gehen können, ist der Grund eher ein eingeklemmter Nerv oder eine Bänderzerrung. Auch bei Schmerzen im Verdauungstrakt kann es zu Auffälligkeiten im Bewegungsapparat kommen.

Nächtliches Umherlaufen ist häufig ein Zeichen für eine Übersäuerung. Gerade bei den roh gefütterten Hunden steigt durch die abendliche Fleischmahlzeit die Magensaftproduktion an, und innerhalb kurzer Zeit ist der Magen leer und übersäuert. Auch Schmatzen oder morgendliches Grasfressen kann darauf hindeuten.

Willy bekommt jetzt abends kein rohes Fleisch mehr, sondern nur etwas gekochtes Gemüse mit Quark und kurz vorm Schlafen noch einen kleinen Dinkelzwieback. Dadurch hat sich sein Magen beruhigt – und er und seine Besitzerin können wieder gut durchschlafen.